Mittwoch, 29. Mai 2013

Taiwan VII - Jufeng

Am 2. Mail ging es in aller Frühe nach Jufeng. Warum? Weil! Es ein malerischer kleiner sein soll und weil es dort das Teehaus geben soll, das als Vorlage für das Badehaus in dem Anime "Chihiros Reise ins Zauberland" (Link zum Bild im Namen) gedient haben soll. Und weil das super-toll und sehr chinesisch (also taiwanesisch) aussah, dachten wir uns eben, "Nix wie hin!" 

Wir sind früh los, denn wir wussten, dass der Bus eine Weile brauchen würde. Allerdings dann doch nicht "Üüüüber 2 Stunden!", wie uns die Touristen-Taxi-Fahrer weis machen wollten. die sich günstigerweise direkt an der Bushaltestelle positioniert hatten. "Für 4 Leute kostet es nur 200$!" Zugegeben, 5 € kann man zahlen, aber der Bus kostete die Hälfte und brauchte im Endeffekt 1,5 h, wie schon erwartet. Wir tingelten nämlich über schmale Bergstraßen und viele Serpentinen in die Berge nahe der Küste.

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Taiwans leicht angegammelte Städte und Dörfer kommen in dieser typischen Kastenbauweise daher. Ein bisschen werden die Leutchen aber vielleicht durch den malerischen Anblick des Meeres entschädigt.(?)

Da waren wir also in Jufeng! Jufeng ist ein Dorf, das v.a. entlang der Hauptstraße angelegt ist und im Genuss ist, irgendwann als Vorzeigedorf auserkoren worden zu sein, was bedeutet, dass man den Luxus hat, den ganzen Tag lang alle 15 Min. einen Bus nach Taipei zu haben. Das war gegen 9, als wir losfuhren, zwar noch nicht nötig, aber über den Tag verteilt kamen tatsächlich ganz Heerscharen nach Jufeng, v.a., um sich die Einkaufsstraße anzusehen. 

Wir hingegen haben einmal mehr den detailliert verzierten Tempel angesehen. 
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Dieser Tempel war über und über mit grauen Schiefer/Marmor(?)platten verziert, in denen Geschichten eingraviert waren. 

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Der Innenraum war typisch überladen. Aber die ganzen Verzierungen haben auch ihren praktischen nutzen. ;) 

Dann stürtzten auch wir uns in das Getümmel der Mitbringsel- und Essensstände.
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Die Aussicht von der Bergstraße war jedenfalls mächtig gewaltig. 

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Und kaum geht man ein bisschen weiter, ist auch schon fast kein Touri mehr zu sehen. In der Gegend der Souvenirstraße jedenfalls scheint es den Leuten gut zu gehen. 

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In dem eigentlichen Dorf jedoch ist genauso viel los, wie dieses Hundi es erahnen lässt. Leere Gassen, viele leerstehende und verfallene Straßenzüge. Jufeng war wohl bis in die 80er Jahre die Wohnstädte von Bergleuten, die in der nahe gelegenen Goldgrube gearbeitet hatten, die die Japaner seit der Kolonialzeit betrieben und die wohl noch bis in die 80er lief. Als der Betrieb aber endgültig stillgelegt wurde, wurde aus Jufeng wieder ein halb verlassenes Dorf. 

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Wir jedenfalls waren auf der Suche nach dem Teehaus. Da uns keine Menschenseele (v.a. keine japanische) entgegenkam, ahnten wir schon, dass wir nicht ganz auf dem richtigen Weg waren. Jufeng war zwar klein, aber verwinkelt, und das verflixte Haus war doch tatsächlich nicht ausgeschildert, obwohl die Massen japanischer Touristen nur deswegen dahin kamen. Aber die hatten natürlich auch alle brav ihren Reiseführer mit, wo die genaue Position wahrscheinlich inklusive Geodaten angegeben war. Zu Guter letzt stießen wir aber doch wieder auf einen Abschnitt Leben. 

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Roman kaufte sich begeistert gleich zwei Okarinas, die in Jufeng aus irgendwelchen Gründen mit Vorliebe verkauft wurden. 

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Ja, gut. Sagen wir mal, das Badehaus im Anime sieht jetzt.... ein bisschen größer aus und so. Also, um nicht zu sagen, hat sich der Hayao Miyazaki (der Macher) wohl eher nur vom traditionellen Stil beeinflussen lassen, als vom Haus an sich.^^ Aber schnuckelig war es trotzdem. 

Natürlich wissen kluge Touristen, dass es wohl keinen größeren Fehler gibt, als in eben jenem Teehaus auch noch Tee zu trinken, und so suchten wir uns ein stilles Eckchen mit zweiter Etage, wo wir uns ausgeruht haben und die Landschaft bewundern konnten.

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Die Teetassenkonstruktion war auch genial. :) Nicht, dass sie diese als Souvenirs verkauft hätten. :( 

Da es gerade mal früher Nachmittag war, hatten wir noch Zeit in das benachbarte Örtchen mit der Goldmine zu fahren, die heute ein Museum ist.

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Das japanische Haus der Kolonialherren war das erste, das ich mit Innenausstattung gesehen habe. Westliche Betten in japanischen Zimmern sehen irgendwie fehl am Platz aus. 

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Oben links sehr ihr das altehrwürdige Ziegelgemäuer. ;) Dieses Stück Ruine wirkte auf mich von allem, was ich in Taiwan gesehen habe, am altertümlichsten. Und recht ist ein Rätsel - dieses rote Kanji-Siegel (?) ist verkehrt herum!!! Das habe ich an etlichen Stellen gesehen, aber ich habe einfach keinen fassen können, der mir erklärt, warum man die Zeichen auf dem Kopf anklebt. :( Ich will das wissen! 

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Von der Mine aus gab es einen Pfad, über den man in die Berge zum Schrein steigen konnte. Treppen, Treppen, Treppen. Und die schöne Aussicht auf die Teekanne-ohne-Henkel, die wieder schöne Berg heißt. 

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Der Tempel hatte am Eingang ein Torii, sah dann aber eher aus wie eine griechische Ruine. Noch merkwürdiger war, dass das "Heiligtum" wohl das Loch im Boden dahinter war...
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Weiter oben gab es dann noch den Alten Schacht-Eingang zu sehen, aber dann mussten wir wieder zum Bus. Denn zurück in Taipei sollte es noch zum Nachtmarkt gehen, diesmal mit taiwanesicher Unterstützung.

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Der Treffpunkt war in Taipeis reicher Einkaufsmeile. 

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Es waren auch grade Festspiele in der Stadt. Vor diesem Puppentheater saß jedenfalls eine begeisterte Menge, und lauschte jammernden Gesang aus fürchterlich misstönenden Lautsprechern. Dazu gab es einen Sprecher, der das Stück erklärte. Die gesamte Bühne war mit Kitsch-hoch-drei neonfarbenen  Mustern bemalt. 

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Der Raohe-Nachtmarkt ist zwar auch noch nicht der größte in Taipei, voll war er aber allemal. 

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Wir probierten uns an komischen Früchten und ominösem Gemüse. Diese grünen Was-auch-immer links schmeckten wie eine Mischung aus Apfel und Birne und wurden mit getrocknetem Plaufen-Zucker (der irgendwie salzig war) bestreut. Das Zeug hat echtes Suchtpotenzial! Das Gemüse(?) rechts heißt Balsam-Frucht oder so und schmeckt bitter.

Und dann war der Tag wirklich rum und wir sanken ermattet in die Kissen. Am nächsten Tag war unser Flug, so dass wir nur noch einmal durch unsere nähere Umgebung gestreuselt sind. Wir wollten einkaufen, also sind wir flugs (um 12.00 Uhr) voller Elan und mit unserem letzten Geld bewaffnet los - und was war?! Taipei schläft. Vorher war uns nur aufgefallen, dass man vor 10.00 Uhr kein Frühstück bekommt, aber dass die Läden erst gegen 13.00 Uhr erwachen, damit hatten wir dann doch nicht gerechnet. Ich bin also zum Friseur und habe mir den Pony schneiden lassen für 2,5 €. :D Damit war dieses Problem auch erst einmal geklärt. 

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Taipeis verschlafene Straßenzüge und Marktstände. 

Das hier könnte auch Tokyo sein.^^ Das Foto habe ich noch aus dem Taxi fotografiert, das uns zum Flughafen brachte. China Airways (nicht etwa Air China) ist sehr zu empfehlen und brachte uns sicher und pünktlich nach Haneda, so dass ich gegen Mitternacht im Shimoda war. Damit war die Reise dann vorbei.